Donnerstag, 18. April 2013


Sing Dich fit - Chorgesang fördert die Gesundheit 

 
Ob die Jecken im Karneval, Christen beim Kirchentag, die Fans auf der Stehtribüne oder Manager beim Weltwirtschaftsforum in Davos: Gemeinsames Singen hebt die Stimmung und fördert die Gesundheit. Längst haben es Forscher bewiesen, Singen stärkt das Immunsystem und sorgt für gute Laune.
Selbst singen ist besser als andere etwa Musik hören. Forscher vom Institut für Musikpädagogik in Frankfurt haben dies in einer sorgfältigen Untersuchung belegt.
Nach einer Chorprobe steigt die Konzentration des so wichtigen Immunglobulin A auf der Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes. Das Stresshormon fällt ab, gute Laune-Stoffe und Synapsen im Gehirn verändern sich, die Stimmung steigt.
Wer einen Rhythmus gemeinsam empfindet, kooperiert besser. Bei ihren Untersuchungen an Studenten in Amerika haben Forscher eine überraschende Entdeckung gemacht. Nach gemeinsamem Musikhören und Bewegungen im Rhythmus waren Gruppen leistungsfähiger und arbeiteten effektiver zusammen im Vergleich zu denen, die nicht vorher gemeinsam gesungen haben. Dies ist wohl der Grund, dass - wie schon erwähnt - beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos auch Dirigenten Kurse geben. Wer einen Chor leiten kann, kann auch ein Wirtschaftsunternehmen führen. Gemeinsames Singen und die Bewegung im Rhythmus sind beste Voraussetzungen, ein erfolgreiches Team zu bilden.
Unzweifelhaft fördern Musizieren und Singen die Intelligenz. 
Vieles spricht dafür, dass sich im Gefolge Synapsen im Gehirn 
bilden. Musik hält nicht nur gesund, sie macht auch klug. 
Mediziner machten noch weitere Beobachtung. 
Singen hat positiven Einfluss auf die Atmung.
Singen verändert die Persönlichkeit nachhaltig. Man kann all 
die günstigen Beobachtungen zusammenfassen: Singen hält fit, 
fördert die Intelligenz und macht glücklich. 
Daher kann es nicht überraschen, dass in Deutschland annähernd 
vier Millionen Menschen in Chören singen. Wenn auch mancher 
Traditionschor im Geiste des 19. Jahrhunderts wegen des 
fortschreitenden Alters seiner Mitglieder auszuzehren scheint, 
so werden allerorten Ensembles junger Chöre, die sich der 
Popmusik, dem Jazz, nicht weniger aber auch alten Madrigalen 
und mittelalterlicher Musik verschrieben haben, gegründet. 
Chorsingen erfreut sich weithin großer Beliebtheit.
Dennoch stimmen andere Entwicklungen bedenklich. 
Annähernd 60 % der Menschen glauben, sie könnten nicht 
singen. Dabei belegen die Untersuchungen von 
Musikpsychologen das Gegenteil. 
Nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung ist den 
sogenannten Brummern zuzurechnen, die keine Melodie 
nachvollziehen können. Die große Mehrheit der Menschen
verfügt über eine musikalische Intuition, die gerade im 
Singen zum Ausdruck kommt. 
Und dies ist der entscheidende Punkt: Beim Singen geht 
es nicht nur um die Gesundheit, es geht um die Persönlichkeit, 
um das Ganze, um den Menschen. Daher lohnt es sich, 
für das Singen Reklame und auf die positiven Auswirkungen 
aufmerksam zu machen. 
Singen berührt den Menschen in seinem Inneren, es zählt zur 
Grundausstattung des Menschseins. Musik hören kann es 
nicht ersetzen. Daher ist die Förderung des gemeinsamen 
Singens eine vordringliche Aufgabe im Bereich der Schulen, 
aber auch im Hinblick auf jedes Gemeinwesen.
Friedrich Nietzsche sagte einmal, „Ein Leben ohne Musik ist 
ein Irrtum.“ Ich sage: Das Leben eines Gemeinwesens ohne 
Musik ist ein großer Irrtum. Und ohne Gesang ist es nicht wert, 
als Gemeinwesen bezeichnet zu werden.
Dann erübrigt es sich anzumerken, dass Musik auch das 
tägliche Zusammenleben fördert. 
Denn wer gemeinsam singt, geht sich nicht an die Gurgel. 
 
Priv.-Doz. Dr. med. habil. Stephan Sahm, 
Offenbach, März 2013
Quelle: http://www.saengerkreis-offenbach.de/wp-content/uploads/2013/
03/Pressekonferenz-Sing-Dich-fit-Sahm.pdf